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Chronik

Die Feuerwehr Reithofen-Harthofen, gegründet 1903, entstand aus einem Konflikt in der Gemeindefeuerwehr Pastetten. Angetrieben durch den Kauf einer Handfeuerspritze 1901, trennten sich Mitglieder aus Reithofen 1903, um ihre eigene Feuerwehr zu gründen. Die Chronik seit 1903 dokumentiert diesen Gründungsprozess.

Gründungsfoto aus dem Jahre 1903

Die Freiwillige Feuerwehr Reithofen-Harthofen ist als selbstständiger Verein, mit einem Alter von gut 120 Jahren, zweifelsfrei eine der jüngsten Feuerwehren des Landkreises Erding.
Die folgenden Zeilen sollen dem Leser die Umstände, die im Jahre 1903 zur Gründung einer eigenständigen Feuerwehr in Reithofen führten, etwas näher bringen:
In den Jahren nach der deutschen Reichsgründung von 1871 (sog. Gründerzeit) wurden überall im Königreiche Bayern Feuerwehren gegründet, um Haus und Hof zu schützen.
Meist waren dies Pflichtfeuerwehren, wobei alle Männer zwischen dem 18. und 55. Lebensjahr verpflichtet waren, ihren Feuerwehrdienst zu leisten.
In der Gemeinde Pastetten müssen ähnliche Umstände 1877 zur Gründung einer „Gemeindefeuerwehr“, der Freiwilligen Feuerwehr Pastetten, geführt haben.
Will man nun näheres über die Ursprünge der Freiwilligen Feuerwehr Reithofen – Harthofen erfahren, so muss man sich zunächst mit der FFW Pastetten beschäftigen.

Die 167 Mitglieder der Pastettener Wehr, im Jahre 1877, stammten damals aus dem gesamten politischen Gemeindegebiet, so auch aus unseren drei Ortsteilen Reithofen, Harthofen und der Ötz.
Das Verhältnis zwischen den Mitgliedern aus Pastetten und denen von Reithofen muss in dieser „Gemeindefeuerwehr“ damals aber von Anfang an gespannt gewesen sein.

Im Jahre 1901 hören wir vom Ankauf einer Handfeuerspritze, die größtenteils aus Spenden der Ortsbewohner von Reithofen und Harthofen angeschafft wurde. Diese Spritze war vermutlich auch der Grund für einen heftigen Streit, der die Mitglieder aus Reithofen am 17. Mai 1903 dazu veranlasste aus dem Feuerwehrverband Pastetten auszutreten und eine selbständige Feuerwehr in Reithofen zu gründen.

Unsere Chronik, die bis in das Gründungsjahr 1903 zurückreicht und seit dieser Zeit, mit Ausnahme der beiden Weltkriege, lückenlos geführt ist, enthält eine detaillierte Darstellung des Gründungsherganges:

Zum besseren Verständnis, sei der Text hierzu in Druckschrift übersetzt:

Reithofen, den 17. Mai 1903

Beschluß

Praes.
die unten aufgeführten Gründungsmitglieder

Nachdem in der Freiw. Feuerwehr Pastetten fortgesetzte Differenzen zwischen den Mitgliedern von Pastetten einerseits und denen von Reithofen andererseits bestehen, welche ein gedeihliches Zusammenwirken zur Unmöglichkeit machten, so treten die Angehörigen der Ortschaften von Reithofen und Harthofen von heute an aus dem freiwilligen Feuerwehrverband von Pastetten aus und gründen für sich eine eigene selbständige Feuerwehr mit dem Sitz in Reithofen und unter dem Namen:

Freiwillige Feuerwehr Reithofen

Zugleich wird noch mit der Zustimmung der Ortseinwohner bestimmt, dass die vorhandene neue Spritze in Reithofen, welche größtenteils durch freiwillige Beiträge der Ortseinwohner von Reithofen und Harthofen angeschafft wurde, in das Eigentum der freiw. Feuerwehr Reithofen übergehen soll.




Nachdem nun der erste Schritt zur Selbständigkeit getan war, ging es daran die Feuerwehr auszurüsten. Zur Finanzierung der Ausrüstungsgegenstände wurde ein monatlicher Beitrag von 10 Pf. je Mitglied erhoben. Desweiteren war es zu dieser Zeit vielerorts üblich Haussammlungen durchzuführen. Die Chronik berichtet auch von Zuschüssen seitens des königlichen Hofsekretariates, des Kreis- und Distriktfonds, der Gemeinde Pastetten und der Fischer´schen Wohltätigkeitsstiftung in Erding.
Da aber für die Feuerspritze noch eine hohe Restschuld zu begleichen war, erklärte sich der damalige Kassier bereit, den erforderlichen Betrag von 200 Reichsmark zum Ankauf einer Standarte, Uniformen, Helmen, einer Leiter und weiteren Ausrüstungsgegenständen unverzinslich aus seiner Privatkasse vorzuschießen.


Erst 1905 war der Verein schuldenfrei.

Der Vereinsstempel aus dem Jahr 1903 ist noch heute im Gebrauch, als Siegel des 1. Vorstandes

Dem großen Mut und Eifer, der 52 Gründungsmitglieder, die alle namentlich in der Chronik erwähnt sind, ist es zu verdanken, dass wir heute auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken dürfen, die unsere beiden Ortschaften gesellschaftlich und kulturell maßgeblich mitgeprägt haben und auf die wir sehr stolz sind.

Johannes Huber, Schriftführer